von Volkmar Lehnert
Kapitel 1: Nachhaltig geschädigt
Kapitel 2: Dilemmas der Weltgeschichte
Kapitel 3: Ungleichheiten, verdammte Ungleichheiten
Kapitel 4: Gesunder Pessimismus
Kapitel 5: Nachhaltigkeit als Utopie
Kapitel 6: Nachhaltigkeit als Faschismus
Durch die planwirtschaftlich und imperialistisch-dominant ausgeprägten Nationalismen im Zentraleuropa des 20. Jahrhunderts ist der Begriff "Faschismus" zu einer deutlich negativ konnotierten Semantik für gewaltfundierte Unterdrückungs- und Vernichtungsapparate codiert worden. Etymologisch meint der Ausdruck jedoch lediglich eine wie auch immer geartete "Bündelung" - also eine Gleichschaltung im Sinne einer Ausrichtung sämtlicher gesellschaftlicher Lebensbereiche an ideologisch totalitär definierten Ziel- und Wertvorstellungen zur Mobilisierung von Ressourcen und Kräften im Dienste einer übergeordneten Aufgabe.
Da oben beschriebene Veränderungen zur Durchsetzung einer konsequenten Nachhaltigkeit
fundamental den kurzfristigen und egoistisch motivierten Individualinteressen "rational"
kalkulierender und strategisch agierender Akteure (sowohl auf Individual- als auch auf
Kollektivebene) zuwiderlaufen, wird sich ein diesbezüglicher Wandel in den persönlichen
Einstellungen und gesamtgesellschaftlichen Maximen kaum in einer pluralistisch-liberalen
Massendemokratie umsetzen lassen. Wahrscheinlicher und realistischer ist ein autoritärer
Beschränkungszwang.
Wie mit allen Ideen und Ideologien ist es auch mit der Wahrheits- und Wissensordnung des
Imperatives der Nachhaltigkeit bestellt - wer daran glaubt und sich dafür begeistert, der kann
schwerlich Toleranz für das aus dieser Perspektive falsche und ignorante Treiben der
Ungläubigen aufbringen. Und wird seinem Heilsversprechen im Ernstfall nicht nur mit der
Feder, sondern auch mit dem Schwert zur Erfüllung verhelfen.
Im Gegensatz zum rassisch
legitimierten und national fundierten Faschismus des imperial geprägten 20. Jahrhunderts
wird Nachhaltigkeitsbewegung ein ökologisch und humanistisch legitimierter, global
dimensionierter Faschismus im empathisch begründeten 21. Jahrhundert.
Wie naturwissenschaftliche Forscher unlängst feststellten, haben sogar Fische ein
Bewusstsein und Emotionen.
Woraufhin asiatische Ernährungswissenschaftler und
-wirtschaftler stolz ihre innovativen Konzepte einer moral-ethisch vertretbaren
Insektenernährung präsentierten. Bleibt nur zu hoffen, dass wir niemals ein Mitgefühl für
Pflanzen entwickeln - denn die Bürde unserer bisherigen Gräueltaten an dieser
mitteilungsarmen Lebensform könnten selbst über die prognostizierte 10.000.000.000-
Grenze (13) hinauswachsende Nachfolgegenerationen nicht ertragen und verantworten.
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(13) United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division (2011): World Population Prospects: The 2010 Revision. New York.